Ich habe eine eineiige Zwillingsschwester. Früher war mir das sehr bewusst, es war ein großer Teil meiner Identität. Ich genoss die Aufmerksamkeit und die immer gleichen Fragen: Seid ihr eineiig? Zieht ihr euch immer gleich an? Habt ihr schon mal die Rollen getauscht? Wer ist größer? Schreibt ihr die gleichen Noten?
Mittlerweile bin ich nicht mehr täglich damit konfrontiert, dass ein Mensch mit der gleichen DNA wie ich existiert. Ich dachte, ich wäre einfach erwachsener geworden, aber das ist nicht alles. Meine Zwillingsschwester und ich haben uns voneinander getrennt. Vielleicht nicht so brutal und schmerzlich wie manch ein Liebespaar, aber mit spürbaren Konsequenzen. Die meisten Trennungen in meinem Leben verliefen organisch: Sie haben sich „so ergeben“. Bei meiner Schwester und mir war das anders. Wir mussten aktiv einen Schlussstrich ziehen, sonst hätten wir uns immer weiter vergiftet und unsere eigentlich so innige Beziehung gefährdet. Ich habe mich gefragt: Erleben andere Zwillingspaare auch Trennungen? Brüche? Eine Entzweiung?
Dieser Frage bin ich in meiner Bachelorarbeit nachgegangen. Ich habe mit vielen eineiigen Zwillingspaaren gesprochen. Auf Basis der Interviews habe ich illustriert und versucht, die Situationen, Gefühle und Zwickmühlen zu visualisieren. Entstanden ist ein illustriertes Sachbuch mit lustigen, traurigen, rührenden Anekdoten von Zwillingen und der großen Frage, wie nahman sich als Zwilling sein darf, um glücklich zu sein.